Über Ralf Senftleben werden viele von euch schon gestolpert sein, vielleicht ohne es zu wissen. Ihm gehört nämlich die Website Zeit-zu-leben.de, eine unerreicht umfangreiche Quelle an Artikeln, Checklisten und Downloads (die erhält man bei Anmeldung zum spannenden Newsletter). Wir haben Ralf für ein Interview gewinnen können. Viel Spaß.
1. Hallo Ralf. Stell‘ dich doch bitte sich und deine Seite unseren Lesern kurz vor.
Hallo an alle Leser hier. Ich freue mich, dass ich für dieses Interview eingeladen wurde und das ich hier sein darf. Mein Name ist Ralf Senftleben und ich betreibe seit 11 Jahren – zusammen mit meiner Frau Tania Konnerth – einen Online-Ratgeber zum Thema Persönlichkeitsentwicklung: http://www.zeitzuleben.de
Ich bin 42 Jahre alt, eigentlich Informatiker, habe aber mein Hobby zum Beruf gemacht und das war eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Heute verbringe ich meine Tage damit, zu schreiben, zu planen oder Produkte zu entwickeln.
2. Deine Seite ist ja zu einer der umfang- und einflussreichsten deutschsprachigen Informationsquellen zu den Themen Zeit- und Selbstmanagement, persönlicher Erfolg etc. geworden. Welche Themen werden von Lesern häufig an dich herangetragen? Gibt es Häufungen
bei den Problemen, die die Menschen beschäftigen?
Es gibt tatsächlich einige Kernthemen, die unsere Besucher übergreifend beschäftigen. Diese Themen sind unter anderem:
- Selbstwert,
- Angst vs. Mut,
- Klarheit/Sinn,
- Einsamkeit vs. Gemeinsamkeit und
- Sattheit vs. Entschlossenheit.
Die meisten Probleme, die an uns herangetragen werden, sind Ausprägungen dieser Grundthemen.
Wenn jemand sich nicht traut, für sich einzustehen oder wenn jemand sich selbst immer wieder sabotiert, dann steckt oft ein ausbaufähiges Selbstwertgefühl dahinter.
Oder wenn jemand weiß, was er möchte, sich aber nicht traut auch etwas in dieser Richtung zu unternehmen, dann ist das Grundthema oft Angst. Genauso, wenn man in einer Beziehung bleibt, die einem nicht gut tut (Angst, alleine zu sein). Angst ist das Meta-Thema.
Dann irren viele Menschen durchs Leben, ohne eine klare Richtung zu haben. Die heutige Zeit erschlägt einen ja mit Möglichkeiten. Deswegen sind die Fragen „Was will ich?“ oder „Wo will ich hin?“ oder „Wozu bin ich auf dieser Welt?“ ein Riesenthema für viele.
Einsamkeit ist nach meiner Erfahrung ein weiterer, großer Frustfaktor für die Menschen, in unserer Zeit, in der die einzelnen immer unabhängiger voneinander werden. Früher brauche man einander zum Überleben. Heute sind wir alle, kleine, unabhängige Wirtschaftseinheiten geworden, die sich immer weiter einigeln und voneinander wegbewegen. Die meisten Menschen haben aber das Bedürfnis, Teil von etwas zu sein, Gemeinschaft zu erleben und nicht alleine durchs Leben zu gehen. Teil von etwas Größerem zu sein ist ein Riesenbedürfnis vieler Menschen, das aber heute immer öfter unerfüllt bleibt.
Zuletzt mein Lieblingsthema: Fehlende Entschlossenheit. Unglaublich viele Menschen bewegen sich im Spannungsfeld zwischen „Ich würde ja gerne etwas ändern“ und „Das Alte ist ja doch gar nicht so schlecht.“
Wir sind unzufrieden und die vielen Möglichkeiten dieser Welt locken. Aber wir haben eben auch unsere bequemen und ängstlichen Anteile. Und für die meisten Menschen gilt: Solange mich die Umstände nicht zwingen, träume ich erst mal weiter. Ich mal mir aus, wie es wäre. Aber den ersten Schritt mache ich dann morgen. Also meistens nie.
Wenn einem das Wasser bin zum Hals steht, ist es einfacher in die Gänge zu kommen. Wir leben aber in einer relativ sicheren behüteten Zeit (was ja auch gut ist). Und das führt dazu, dass viele von einem noch besseren Leben träumen, ohne sich zu bewegen und dann werden sie unzufrieden mit sich. Die meisten von uns sind zu satt. Es fehlt uns der Biss, der Drive und die Entschlossenheit dazu, das einigermaßen Gute für etwas Besseres aufs Spiel zu setzen.
Das sind die Themen, die uns auf unserer Seite am häufigsten begegnen.
3. Wenn jemand dich um 3 einfache Ratschläge fragt, um sein Leben glücklicher zu gestalten, was rätst du ihm? Und was, wenn es ihm um beruflichen Erfolg geht?
Hui. Knifflich. Weil es ja auch immer auf den jeweiligen Menschen ankommt und seine Situation. Aber wenn ich generische Tipps für den persönlichen Erfolg formulieren sollte, dann vieleicht einige Dinge, die wahrscheinlich jeder schon 1000 mal gehört hat:
1. Lerne dich selbst besser kennen. Verstehe dich besser. Finde heraus, wer du bist, was du kannst, was du nicht so gut kannst. Finde heraus, was dir wichtig ist. Finde heraus, was du brauchst, um glücklich und zufrieden zu sein.
2. Mach dein Ding. Hör nicht so sehr auf die anderen. Glaub auch nicht alles, was du hörst. Hab auch den Mut deine Fehler zu machen und daraus zu lernen. Versuch nicht jemand anderes zu werden sondern der beste „Du“ zu werden.
3. Erkenne und überwinde deine Ängste. Ängste sind ein ziemlich guter Wegweiser für das persönliche Wachstum und meistens geht der Weg durch die Angst hindurch how to lose weight quickly.
Und für den beruflichen Erfolg:
1. Siehe „Nr. 1“ vom persönlichen Erfolg ?
2. Das Berufsleben ist ein Markt mit Angebot und Nachfrage. Und wenn ich einen hohen Preis auf diesem Markt erzielen wil (Gehalt) und wenn ich mir den Ort meines Wirkens aussuchen will (Firma, Arbeitsplatz, Aufgabe), dann muss das Produkt „Meine Arbeit“ einen hohen Wert haben. Und einen hohen Wert hat das, was man nicht überall bekommt, was also selten ist. So wie Gold. Deswegen wäre mein Tipp hier, immmer weiter zu schauen, was meine Wunschunternehmen brauchen, bei und bei welchen gefragten Kenntnissen / Fähigkeiten ein wirklicher Mangel besteht. Was also Unternehmen als Gold betrachten. Und dann lerne und trainiere ich mich selbst, bis ich auf diesem Gold-Gebiet so richtig gut geworden bin, so dass ich mir meinen Arbeitgeber aussuchen kann. Es geht darum, was die eigene Arbeitskraft angeht, von einem Käufer- in einen Verkäufermarkt zu kommen, so dass man seine eigenen Bedingungen diktieren kann.
3. Das Berufsleben besteht in vielen Fällen zu einem Großteil in zwischenmenschlicher Kommunikation. Deswegen würde ich jedem empfehlen, in diesem Bereich (noch) besser zu werden. Also zum Beispiel zuhören zu lernen, gewaltfrei zu kommunizieren, seinen Punkt in wenigen Worten rüberzubringen usw.
Das wären meine Tipps für den Erfolg, aber wie gesagt, sie sind eher allgemein.
4. Was ist der größte Hemmschuh bei der persönlichen Produktivität der Menschen und wie lässt sich diese verbessern?
Auch das kann man so nicht allgemein sagen, weil ja jeder anders tickt.
Aber ganz oft steckt hinter einer schlechten Produktivität irgendeine Art von innerem Konflikt.
- Ich will! Aber ich will auch nicht.
- Ich sollte eigentlich! Aber ich komme damit durch, es nicht zu tun!
- Ich sollte es tun! Aber ich habe Angst zu versagen!
- Wenn ich es nicht tue, gibt es Ärger! Aber ich will es nicht tun!
Hier hilft es meistens, wenn man innere Konflikte erkennt, den Konflikt aus dem Halbbewussten hervorholt und dann anfängt mit sich selbst zu verhandeln.
„Ja, ich will das jetzt nicht tun … aber wenn ich es tue, dann hat es den Vorteil, dass …“
„Ok, die Aufgabe ist anstrengend und uncool… aber willst du deswegen jeden Tag ein schlechtes Gewissen haben oder willst du jetzt lieber 20 Minuten investieren und die Sache hinter dich bringen?“
Mit sich selbst reden hilft manchmal ?
Oft haben wir auch nicht gelernt, Frust und Druck auszuhalten, die manchmal damit einher gehen, wenn man produktiv sein will. Viele tragen noch die kindliche Vorstellung mit sich rum, dass alles Spaß machen muss, damit ich es tue. Manche Dinge machen keinen Spaß. Oder sie machen zumindest am Anfang keinen Spaß. Wer lernt, diese Hürde zu überwinden, der wird automatisch produktiver. Das kann man gut trainieren, indem man jeden Tag ritualmäßig eine kleine, unangenehme Aufgabe erledigt.
Auch ganz wichtig: Die produktivsten Menschen, die ich kenne, beherschen meistens eine Sache: Die Kunst anzufangen. Anfangen ist oft das Schwerste und gleichzeitig schon 50% des Erfolgs. Das heisst, wer sich selbst routiniert dazu bringen kann, mit seinen Aufgaben zügig anzufangen, der hat das Spiel Produktivität schon beinahe gewonnen.
5. Welche drei Veränderungen würden unsere Gesellschaft am stärksten positiv verändern, wenn sie jeder umsetzen würde?
Wow, das nenne ich eine Frage! Ich habe natürlich überhaupt keine Ahnung. Einzelne Menschen sind ja schon kompliziert und wenn man 80 Millionen Menschen nimmt (also unsere Gesellschaft), macht es die Sache nicht einfacher.
Aber ich glaube, dass die Idee, bei sich selbst anzufangen, transformierende Wirkung haben könnte. Also wenn sich jeder bei einem Konflikt, Problem oder einem Missstand immer zuerst fragen würde:
- „Was ist mein Anteil daran?“
- „Was habe ich getan oder unterlassen, so dass es dazu kommen konnte?“
- „Was kann ich tun, um einen kleinen Teil dazu beizutragen, diesen Missstand zu beheben?“
Es geht letzlich um das Thema Verantwortung. Zu erkennen, dass wir Teil eines großen Ganzen sind und dass jeder von uns Einfluss auf die Gesellschaft nehmen kann, wenn er will und wenn er die Energie dazu aufbringt.
Vielleicht brauchen wir ein 11. Gebot: Fang immer bei dir an.
Etwas anderes fällt mir in diesem Zusammenhang leider nicht ein. Die Frage ist mir zu groß ?
So… prima… Felix, ich danke dir für die Einladung zu diesem Interview. Es hat mir Spaß gemacht, deine Fragen zu beantworten.
Herzlichen Dank, Ralf, für die spannenden Antworten auf die – zugegebenermaßen – schwierigen Fragen. Ich dachte mir einfach, einen Mann deines Kallibers kann man schon mal mit „großen“ Fragen herausfordern. Deine Antworten bestätigen meine These ?
Heidi Weber meint
Hallo.
„Fange immer bei Dir an.! Ja , das sehe ich auch so. Der größte Feind
im Leben bin ich selbst.Die Fehler bei anderen suchen ist mit Sicherheit
nicht der richtige Weg. Nur darfst Du nicht zu kritisch werden . Sei es in einer Be-
ziehung , sei es der Arbeitsplatz überall , wo Menschen sich begegnen,
gibt es Reibungspunkte, das ist normal u. auch in gewisser weist gut so.
Zu einer Beziehung gehören immer zwei , am Arbeitsplatz ist man auch unter verschiedenen Leuten. Man steht in Beziehung. Hier denke ich gilt
das Prinzip geben u. nehmen. Ja, es gehören immer zwei zu einer Auseinandersetzung. Und – bei manchen Menschen stimmt die Chemie
einfach nicht. Ich kann mich arrangieren nur ich darf mich dabei nicht selbst aufgeben.
Denke das reicht erst mal fürs erste.
lg
Heidi